Die Hauptstadt von Karakalpakstan, Nukus (No’kis) befindet sich fast im geographischen Zentrum der Republik. Sie wurde am 1. April 1932 gegründet. Sie liegt am Amudarja zwischen der Kyzylkum im Osten und der Karakum im Westen und hat knapp 230 000 Einwohner. Die Stadt ist typisch sowjetisch angelegt mit breiten Prospekten, Wohnsilos und großen Platzen. Für Architekturinteressierte ist Nukus somit ein ausgezeichnetes Objekt zum Studium der sowjetischen Stadtplanung. Die Stadt wirkt wie eine Sowjet- Oase mitten in der Wüste. Dennoch kann man auch hier die Privatisierung spuren. In Nukus gibt es mehrere Sehenswürdigkeiten, für die der Weg lohnt, allen voran das Savitskiy-Museum mit seiner Sammlung russischer Avantgardisten. Aber auch der Markt von Nukus ist in seiner Große und Warenvielfalt etwas Besonderes. Das sehenswerte Heimatmuseum wurde leider 2011 abgerissen. Die Exponate befinden sich zurzeit in der Puschkin- Schule nahe dem Savitskiy-Museum. Die Mitarbeiter des Museums setzen sich dafür ein, wieder ein eigenes Gebäude zur Verfügung gestellt zu bekommen. Bisher ist allerdings unklar, ob und wann das geschehen wird. Der Maler Igor Savitskiy (1915–1984), ein Künstler aus Moskau, kam als Mitglied der Archäologischen Choresmien- Expedition der sowjetischen Akademie der Wissenschaften Mitte des 20. Jahrhunderts nach Choresmien. Zunächst war er als Expeditionszeichner tätig und entdeckte so seine Liebe zur Region. Insbesondere seine Chiwa-Bilder aus den 1950er Jahren zeigen dies. Er siedelte nach Nukus über, begeisterte sich für die ethnographische angewandte Kunst und junge russische und örtliche Maler, deren Werke er aufkaufte. Es gelang ihm auch, zahlreiche Werke von unter Stalin verfolgten Kunstlern zu erwerben und sie hier in der Wüste sozusagen in Sicherheit zu bringen.
Savitskiy-Museum
Das Karakalpakstan Art Museum, ist über die Grenzen Usbekistans hinaus für seine exklusive Sammlung russischer Avantgardisten bekannt. Igor Savitskiy nutzte die Freiheit als Direktor eines Museums in dem von Moskau entfernten Nukus, um hier bedeutende Werke sowjetischer Künstler zu sammeln, die sich nicht mit dem sozialistischem Realismus zufrieden gaben. Das neue Gebäude des Museums im Zentrum der Stadt wurde offiziell im Jahre 2003 eröffnet.
Mizdach Chan und Gjaur kala
In der Nähe der Stadt befindet sich eine Gräberstadt (Mizdach Chan aus dem 9. bis 11. Jahrhundert) und die Festung (Gjaur Kala) aus dem 4. bis 2. Jahrhundert vor Christus. Unweit der einstigen Hauptstadt Choresmiens Konya-Urgench (heute Turkmenistan) gelegen, mag dieser Komplex als Vorstadt für Konya-Urgench gedient haben. Die Festung ist nur erahnbar, die Gräberstadt ist ein Konglomerat aus mittelalterlichen und modernen Gräbern. Bevor die Araber den Islam in dieser Region verbreiteten, dominierten der Buddhismus, der Zoroastrismus und der christliche Nestorianismus. Es handelt sich somit in seinem Ursprung nicht um einen rein islamischen Friedhof. Auf vielen Gräbern liegen meistens siebenstufige Leitern, eine schamanische, mongolische Tradition, die den Eingang von der einen in die andere Welt symbolisiert. Auch kann man hier die aufeinander geschichteten Steine sehen, ebenfalls meistens sieben, die bestimmte Wunsche ausdrucken. Archäologie ist lebendig, auf Schritt und Tritt kann man mittelalterliche Keramiken und sogar Glas finden. Bemerkenswert ist das in den 1980er Jahren restaurierte Mausoleum Nazlymxan sulyu (auch Mazlymxan sulu), das halb unterirdisch ist und schlichte, aber vielfaltige Verzierungen aufweist. Ursprünglich war das Mausoleum als Karawanserei errichtet worden. In Folge der Zerstörungen durch die Mongoleninvasion kam der Karawanenhandel jedoch vollständig zum Erliegen, sodass Karawansereien nicht mehr benötigt wurden. So nutzte man das Gebäude fortan als Mausoleum. An der ursprünglich im 9. Jahrhundert entstandenen Halfa-Jerezheb-Medrese kann man sehen, dass sich im Fundament eine Schilfdecke befindet, die das Gebäude vor Feuchtigkeit schützt und bei Erdbeben stabilisiert. Auf zwei sich unmittelbar daneben befindenden Gräbern sind Kreuze abgebildet.